Worte, Sätze – ein Tsunami bricht los.
Endlose Sprachflüsse bahnen sich verästelt ins Nirwana. Jeder allein auf seiner Bahn: neben-, auseinander, übereinander. Der Schwall ist babylonisch.
Die Menschen kleben am Sprachgewirr. Fasziniert erhaschen sie die Klangfarben der Wortgewalten: von morgens bis abends.
In den Träumen flirrt es weiter. Selbst der Schlaf ist unruhig … .
Wo bin ich? – In Basel
Beispiele:
Zwei Wochen nach den Parlamentswahlen 2024 künden sich Missstände in der Basler Politik an. Diesmal steht die Staatsanwaltschaft im Fokus.
Vor einigen Wochen – noch vor den Wahlen – bemängelte der Chefredaktor der BaZ die Flauheit des Wahlkampfes: „Eine Auseinandersetzung zwischen den Parteien und KandidatInnen mit Samthandschuhen“, war der Vorwurf. Der Aufschrei der Parteien über diese „Einmischung“ eines Medienvertreters war einhellig: Empörend, anmassend und unangebracht seien diese kritischen Worte: Typisch Presse, die lieber holzschnitzartig und sensationslüstern Klatsch und Krisen ausschlachten möchte.
„Typisch Basler Politprominenz“, dachte ich. Ein bisschen verhaltener Schlagabtausch im Grossen Rat liegt gerade noch drin. Aber Streit und Klartext – und damit Sichtbarkeit und Erkennbarkeit der Politik für die Wählerinnen und Wähler – das soll möglichst vermieden werden. In Basel ist man ja lieb und nett – und rücksichtsvoll – wenn auch die Verfehlungen und Mängel im Politgeschehen zum Teil himmelschreiende Ausmasse annehmen. Da darf „gewurstelt“ werden – denn mit Sicherheit finden sich wortreiche Voten aus der Regierungsetage, welche in der Vergangenheit noch jede Unebenheit, um das Wort „Schweinerei“ zu umgehen (passt nicht in die „liebevolle“ Basler Welt) weggeglättet hatten. Auffallend für mich in Basel: Eloquenz ist das höchste Gut des Anforderungsprofils an die Wählbarkeit von RegierungsrätInnen. Die zurzeit Begabtesten unter ihnen: Regierungspräsident Conradin Cramer und die Baudirektorin Esther Keller.
Richtig, der Wahlkampf erschöpft sich auf beinahe allen Seiten in nichtssagenden Slogans. Verbaler Höhepunkt dieses Jahres war der Spruch „Mutzumehr“. Es darf gerätselt werden: Soll der Blick des Wählers vom Leistungsausweis der Politik der Vergangenheit vernebelt und in eine undefinierte Zukunft gelenkt werden?
Als kritischer Bürger möchte ich mich aber an den Taten der Partei-VertreterInnen orientieren. Wie haben die Damen und Herren im Grossen Rat abgestimmt? Welche Probleme wurden angepackt? Wie sahen die Lösungen aus? Die Antworten auf diese Fragen führen zu meinen Wahlentscheiden. So – glaube ich – sollte es in einer Demokratie sein.
Staatsanwaltschaft Basel
Nun schon wieder: Es ist Samstag, der 2. November 2024, und die Lektüre in meiner BaZ eröffnet mir unhaltbare Zustände in der Basler Staatsanwaltschaft. Und alle wissen es: Probleme entstehen i.d.R. nicht über Nacht, sie haben teilweise monate- bis jahrelange Vorgeschichten.
Nicht nur bei der Kantonspolizei – auch bei der Staatsanwaltschaft – herrscht eklatanter Personalmangel. Für die Mängelbehebung zuständig sind die Regierung und der Grosse Rat, und dies seit Jahren. Die Stawa sei nicht mehr in der Lage, ihren gesetzlich vorgeschriebenen Auftrag vollumfänglich zu erledigen. „Dieser Zustand ist rechtsstaatlich nicht haltbar“, schreibt die Stawa im Rechenschaftsbericht. Zudem leide das Personal stark unter den schlechten Arbeitsbedingungen.
Wie lange wollen die verantwortlichen PolitikerInnen in der Aufsichtskommission und die Regierungsrätin noch weiterdösen?
Ich weiss heute Samstag schon, was passieren wird: In 2 – 3 Köpfen von GrossrätInnen herrscht morgen Sonntag erhöhte Unruhe und Betriebsamkeit. Wortreich werden Interpellationen, Motionen oder Sonstiges hektisch zu Papier gebracht und am Montag in der Staatskanzlei eingereicht. Darin wird ihr Unverständnis – aufgeschreckt durch den Medienartikel von Sebastian Schanzer – zum Ausdruck gebracht. Was seit Monaten und Jahren absehbar war, wird nun in erschreckendem Ton ins Volk posaunt. Diese „Retter der Rechtsstaatlichkeit“ werden ab Montag in die Geschichte eingehen. Was sie vorher verschlafen haben, ist nicht mehr von Belang. So funktioniert unsere Demokratie. Und in 4 Jahren dürfen wir sie wieder alle wählen – mit marginalen Sitzverschiebungen, mal hierhin oder dorthin.
… da fehlen mir Worte, wenn sie in Basel noch sprudeln ...
In Basel lebt alles auf der Bühne. Überschwänglich, wortgewandt, exaltiert, farbenprächtig, selbstverliebt bis narzisstisch:
Warum ist das so in Basel?
Warum wird diese „Grossartigkeit“ im Übermass zelebriert?
Wem soll das alles bewiesen werden?
Was muss da kompensiert werden?
Warum fehlt eine gewisse Gelassenheit?
…
Toni Kleimann
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